Ich kann das Wort ‘Mama’ an manchen Tagen nicht mehr hören!

Dieser Beitrag ist ein Gastbeitrag von Mona Kuck, die aktuell ein Praktikum bei mir macht und selbst Mutter von zwei Söhnen ist:

„Mamaaaaaaa“ schallte es wieder mal am Morgen durch die Wohnung. Während ich gerade versucht habe, mein ins Kneten vertieftes Kind für einen mini kleinen kurzen Moment allein am Esstisch sitzen zu lassen, um mich auch noch fertig zu richten für den Tag. Ein kurzer Blick in den Spiegel und ich rief zurück „Jaaa?!“ während ich nach diesem „self-time-Moment“ zurück zu meinem Sohn kehrte, der mich anstrahlte und mir begeistert seine Knetschlange zeigte. Zugegeben, man kann in solchen Momenten auch nur lächeln, weil diese Lebensfreude, die Kinder an solchen kleinen Sachen haben, einfach total großartig ist. Allerdings weiß ich rückblickend nicht, wie oft ich an diesem Tag das Wort „Mamaaaaa“ (schön lang gezogen natürlich) von meinem Sohn gehört habe. Und ja, ich liebe meinen Sohn. Aber manchmal bin ich mir nicht sicher, ob ich als Person tatsächlich nur noch „Mama“ bin. ‚Mama‘ ist also mein neuer Name geworden. Und natürlich bin ich auch seit der Geburt meines Sohnes eine Frau geworden, welche sich mit dem Wort ‚Mama‘ identifiziert. Aber bin ich deswegen nur noch ‚Mama‘?

Das Lieblingswort ‚Mama‘

Da ich keine konkreten Studien gefunden habe, die darlegen, wie oft durchschnittlich ein Kind am Tag das Wort ‚Mama‘ sagt, wollte ich in den Selbstversuch gehen und habe an einem Tag versucht mitzuzählen, wie oft mein dreijähriger Sohn (der noch nicht fremdbetreut wird und daher seinen ganzen Tag mit mir verbringen darf) ‚Mama‘ sagt. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Es war einfach wahnsinnig oft. Ich denke wir Mütter unter uns wissen alle: ‚Mama‘ ist das Lieblingswort unserer Sprößlinge!

Gründe, weshalb Kinder ihre Mütter rufen

Gehen wir der Sache mal kurz auf den Grund: Wieso verwenden unsere Kinder das Wort ‚Mama‘ so häufig? Zum einen wollen sie unsere Aufmerksamkeit erzielen (‚Mama, schau mal da!‘) und uns was erzählen. Manchmal benötigen sie Hilfe, oder wollen sich rückversichern, dass wir noch in der Nähe sind. Kinder haben in diesem Alter schon gelernt, dass ‚Mama‘ ihre Bedürfnisse befriedigen kann. Auch das Bedürfnis nach Unterstützung, Zuneigung oder Trost wird mit dem Wort ‚Mama‘ verbunden. Es kann aber auch einfach Gewohnheit sein, das Wort vor jeden (!) Satzanfang zu platzieren. Ja, es gibt wirklich sehr viele Gründe, weshalb unsere Lieblinge ‚Mama‘ sagen.

Was Erschöpfung mit Genervtheit zu tun hat

Wir Mütter freuen uns so sehr darüber, wenn unsere Kinder mit +- einem Jahr das Wort ‚Mama‘ sagen und uns damit dann auch wirklich meinen. Es gibt uns neue Kraft und irgendwie wird die (Ver)Bindung zum Kind noch stärker. Wieso also kommt man auch manchmal an den Punkt, an dem man sich am liebsten die Ohren zu halten möchte, damit man seinen neuen Namen nicht mehr hören muss?

Das Stichwort heißt hier: Überlastung und Erschöpfung. Ausgelöst durch unseren oft sehr vollgepackten Alltag, To-Do-Listen, wenig Self-time und der Herausforderung immer für sein(e) Kind(er) präsent zu sein. Oftmals ist man auch in einer Spirale drin, denn: wer erschöpft ist, ist schneller genervt und wer genervt ist, ist auch schneller erschöpft – denn der Körper zeigt seine Stressreaktion, indem er etwa das Stresshormon Cortisol ausschüttet. Dieses kann wiederum bei Dauerstress zur Erschöpfung führen. Good-to-know: Cortisol ist nicht per-se „schlecht“, das Hormon sorgt auch dafür, dass man kurzfristig leistungsfähiger ist und es hat positive Auswirkungen auf unser Immunsystem. Aber auch hier gilt: Die Dosis macht das Gift und gerade im Elternalltag ist die Stress-Dosis auf einem hohen Level und die Sehnsucht nach Entlastung wird größer. Natürlich hat auch die Tatsache, dass wir in einer Kleinfamilie zusammenleben die Auswirkung, dass oftmals die Mama als Hauptbezugsperson für das Kind gilt und es sich damit auf die Mama fokussiert, da es eben wenig Ansprechpartner*innen hat, welche so viel Zeit mit dem Kind verbringen. Kein Wunder, dass das Kind also so oft ‚Mama‘ ruft.

‚Mama‘ ist also mein neuer Name geworden. Und natürlich bin ich auch seit der Geburt meines Sohnes eine Frau geworden, welche sich mit dem Wort ‚Mama‘ identifiziert. Aber bin ich deswegen nur noch ‚Mama‘?

Welche Bedürfnisse habe ich?

Gerade aus dem Grund ist es für die Mamas unter uns essenziell, dass man Selbstfürsorge betreibt. Und dafür muss man sich erstmal auch eingestehen, dass man eigene Bedürfnisse hat und dann erfolgt idealerweise der Schritt, bei welchem man sich selbst die Erlaubnis gibt, dass man diese Bedürfnisse auch erfüllen darf. Wenn man diese Grundhaltung inne hat, dann kann man Pläne schmieden und ausführen, um diese konkreten Bedürfnisse zu erfüllen. Und ja – es ist nicht immer leicht und einfach umsetzbar. Aber Hand aufs Herz – wir erleben als Mamas so viel Fremdbestimmung, da darf und sollte man auch ab und an den Pause-Knopf drücken und sich damit beschäftigen „Was tut mir eigentlich gut? Und was sind meine Bedürfnisse?“ Und dann auch „Wie kann ich diese Bedürfnisse befriedigen?“.

Diese Fürsorge unserer Selbst muss uns Selbst wert sein – was man tun kann, verrate ich euch jetzt: 

Ein erster Schritt kann das Erstellen einer ‚das-tut-mir-gut‘-Liste sein. Hier notiert man zunächst alles, was einem einfällt, was einem gut tut – etwa eine leckere Tasse Tee, einen Baum umarmen, ein Telefonat mit einer guten Freundin, ein Bad nehmen usw. Und dann überlegt man sich, welche Dinge im Alltag auch mal leichter umzusetzen sind (wie etwa einen leckeren Tee trinken) und welche Dinge etwas mehr Planungsarbeit benötigen (ein Restaurantbesuch ganz ohne Kinder). Am Ende hast du dann eine Liste, die dir zeigt, was dir gut tut – und gleichzeitig auch darlegt, was deine Bedürfnisse sind. Ein Bad nehmen etwa tut dir gut, weil dabei dein Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung ebenfalls befriedigt werden kann – was dich wiederum glücklicher macht.

Nun geht es darum, für seine Bedürfnisse einzustehen. Dazu gehört auch, dass man lernt hin und wieder „nein“ zu sagen. „Nein, ich backe keinen Geburtstagskuchen für Tante XY“, „Nein, ich mache den Abwasch jetzt nicht, sondern genieße lieber noch die abendliche Ruhezeit mit Schmuseeinheiten mit meinem Hund“ usw. Das kann unseren leeren Tank oftmals wieder etwas auffüllen 😊.

Tatsächlich stellt das Erkennen eigener Bedürfnisse schon eine eigene Aufgabe dar, für die es konsequente Übung benötigt. Ich möchte dir aber Mut machen, dass du ab und an dich selbst auch als wertvoll betrachtest und deine Bedürfnisse dabei in den Vordergrund rückst, denn dann erhälst du wieder neue Energie für dich und dein Kind und du kannst wieder genießen, dass du (auch) eine Mama bist. Und dann kommt man auch wieder an dem Punkt an dem man das Wort „Mama“ wieder gerne hört – egal wie oft er hintereinander gesagt wird von unseren Sprößlingen.

Hallo!
Ich heiße Mona,

studiere Psychologie im Master und bin Vollzeit-Mama von meinen zwei Söhnen. Diese machen mir durch ihre Begeisterungsfähigkeit immer wieder bewusst, dass es oft die kleinen Dinge im Leben sind, die einem so viel Freude schenken können. Wenn ich nicht gerade im Familienalltag stecke, liebe ich es mit unserem T3-Bulli fremde Länder zu bereisen und neue Herausforderungen anzunehmen.

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