Wie kann eine gleichberechtige Elternschaft funktionieren, Elou Falkenberg?

Ok, ok, es ist wieder mal wieder ein sehr laaaanges Gespräch geworden. Das liegt an dem unglaublich wichtigen Thema und auch daran, dass Elou und ich uns bereits aus dem gemeinsamen Psychologiestudium in Düsseldorf kennen und seit unserer Selbstständigkeit regelmäßig austauschen.
Elou Falkenberg  ist systemische Coachin für Mütter und Paare und hat sich auf das Thema der gleichberechtigten Elternschaft spezialisiert. Sie hat selbst 4 Kinder, darunter auch Zwillinge, und hat zu dem Thema natürlich auch einen sehr persönlichen Bezug und Hintergrund.
In unserem Gespräch geht es um die Schmerzpunkte, die viele Mütter in der Kleinkindphase teilen und Elou erklärt mir auch, weshalb bei den Vätern die Schmerzen oft zeitversetzt auftreten. Wir sprechen über die Wut und das Unverständnis in der Partnerschaft und wie wir die Hürden in der Kommunikation miteinander überwinden können. Und nicht zuletzt macht Elou mir und hoffentlich auch dir Mut, uns nicht als Opfer sondern als Gestalter zu sehen und gibt ganz konkrete Tipps zum Start.

Viel Freude beim Lesen!

Hallo Elou. Wie kam das überhaupt, dass du dich selbstständig gemacht hast und dich auf das Thema gleichberechtigte Elternschaft spezialisiert hast?

Mein Mann und ich haben Anfang 2018 unsere Zwillinge bekommen, das waren dann unser 2. und 3. Kind. Und nach der Geburt habe dann vor allem ich einen großen Leidensdruck gehabt, weil ich gemerkt habe, dass der Löwenanteil der Haus- und Care-Arbeit bei mir liegt. Das war an sich schon eine große Überforderung für mich. Mir war klar: Ich will wieder in diese Berufserfüllung zurück, das ist mir für meine Lebensqualität total wichtig und das ist auch nicht verhandelbar. Ich hatte den großen Vorteil, dass ich meine Erwerbsarbeit sehr gerne gemacht habe. Ich war Personalentwicklerin in einem sehr großen Unternehmen, und das hat mir sehr viel Erfüllung gebracht. Aber mit diesem riesigen Berg an Haus- und Care-Arbeit wusste ich nicht, wie ich die Erwerbsarbeit noch unter bekommen soll. Dann kam es eher schrittweise, dass ich gesagt habe: Ich akzeptiere es nicht, dass ich das hier allein mache. Und ich muss sagen, ich habe nicht alles, sondern nur einen Großteil der Arbeit gemacht, aber es hat sich so angefühlt, als müsste ich alles machen.

Wie seid ihr da wieder rausgekommen?

Mein Mann und ich haben uns schrittweise da herausgearbeitet und das ist ein Prozess, der ist auch nie so richtig zu Ende und wir passen immer noch stetig an, weil die Umstände sich auch ändern. Als wir angefangen haben, uns mit dem Thema gleichberechtigte Elternschaft zu beschäftigen, hatten wir kein Schulkind. Jetzt haben wir ein Schulkind und da ändern sich natürlich die Bedingungen und die Anforderungen. Und auf dem Weg des Anpassens und auf dem Weg rauszufinden, welche Elternschaft zu uns passt als Einzelpersonen, als Eltern und als Familie habe ich gemerkt, dass es bei uns kein Einzelfall ist: die allermeisten Eltern rutschen mehr oder weniger automatisch in eine klassische Rollenverteilung und ganz viele Frauen haben den gleichen Leidensdruck. Und man könnte ja sagen „Dann lebe doch die gleichberechtigte Elternschaft“, aber so einfach ist es nun mal nicht. Denn man arbeitet gegen das System und das bring super viele Herausforderungen mit sich und es gibt super viele Stolpersteine und Blockaden. Gleichzeitig habe ich mir aber auch gesagt, dass ich es nicht akzeptieren kann, dass es so ist. Ich habe zwei Töchter und zwei Söhne und ich kann es auch für meine Kinder nicht akzeptieren. Ich möchte für meine Töchter nicht, dass sie automatisch in die Rolle gedrückt werden, die ganze Haus- und Care-Arbeit machen zu müssen, aber ich möchte auch andersherum für meine Söhne nicht, dass sie in die Versorgerrolle von der Gesellschaft gedrückt werden, wo sie unter Umständen weniger Bindung zu ihren eigenen Kindern und ihren Mitmenschen haben und einfach nur funktionieren müssen und Geld nach Hause bringen müssen. Das will ich so für mich und meine Kinder nicht. Deswegen habe ich mir gesagt, da muss ich einiges ändern: Ich möchte Eltern unterstützen, wie man eine gleichberechtigte Eltern- und Partnerschaft hat.

Und auf dem Weg des Anpassens und auf dem Weg rauszufinden, welche Elternschaft zu uns passt als Einzelpersonen, als Eltern und als Familie, habe ich gemerkt, dass es bei uns kein Einzelfall ist: die allermeisten Eltern rutschen mehr oder weniger automatisch in eine klassische Rollenverteilung und ganz viele Frauen haben den gleichen Leidensdruck.

Das kann ich gut nachvollziehen. Wie lange hat es gedauert, bis du festgestellt hast, dass etwas falsch läuft? Und wie hast du dann den Anfang gefunden, etwas zu ändern?

Es hat gedauert, bis ich verstanden habe, dass es am System liegt. Was in der Regel passiert ist, dass man die Schuld beim Partner sucht. Und das ist in einer heteronormativen Partnerschaft meistens der Mann. Was zuerst passiert ist: Ich war sauer auf meinen Partner und es gab eine Situation, in der ich meinen Mann gefragt, ob er den Zwillingen schon Essen gemacht hat. Und mein Mann sagte: Ne, du hast mir ja nicht gesagt, dass ich das machen soll. Und ich dachte mir „Du musst doch wissen, dass Kinder essen brauchen“ Und ich war wahnsinnig aufgebracht und wütend und dachte mir es kann doch nicht sein, dass ich dir das sagen muss, dass musst du doch selbst mitbekommen haben. Da waren einige von diesen Situationen, in denen ich mir dachte, dass mein Mann doch sehen muss, was gemacht werden muss. Und da war eine lange Zeit sehr viel Wut, sehr viel Unverständnis und Ärger meinerseits und auch viel Gegeneinander. Mein Mann ist dann auch schnell in den Widerstand gegangen und hat sich angegriffen gefühlt. Und als ich mich dann immer mehr mit dem Thema beschäftigt habe und mich auch mit anderen Müttern und Vätern darüber unterhalten habe, habe ich verstanden, dass muss eigentlich so kommen, denn die Weichen sind genau darauf ausgerichtete, dass genau das passiert.

Elou Falkenberg coacht Mütter und Paare auf ihrem Weh zur Gleichberechtigung.

Foto: Elou Falkenberg

Und Haus- und Care-Arbeit ist auch Übungssache: wer das häufiger trainiert und wer das häufiger macht, der ist auch besser. Mädchen werden schon von Kind auf darauf eingestellt, nicht nur von den Eltern, sondern von dem ganzen Umfeld, also den Betreuungseinrichtungen und den Medien und der Werbung. Jungs und Männer sind hingegen dafür verantwortlich, den Rahmen zu halten, Geld nach Hause zu bringen und stark zu sein. Dann rutscht man automatisch in diese Verteilung und es passiert genau das: du als Mutter oder du als Frau übst von Anfang an viel mehr, die Betreuung der Kinder zu übernehmen und machst es auch viel mehr. Dadurch siehst du die Bedürfnisse der Kinder viel schneller sieht und der Vater ist da weniger geübt und deswegen sehen die das nicht. Und das ist dann auch keine böse Absicht oder Dummheit, sondern die sehen das einfach nicht, weil die weniger üben. Und das Problem ist, dass wir denken, unser Partner ist minderbemittelt oder faul, oder wir sind nicht wichtig genug und es somit zu einem persönlichen Problem machen. Das ist das System, das uns dahin leitet. Da rauszukommen und auf einer größeren Ebene zu betrachten war mein Antreiber und ich habe gesehen da läuft einiges schief. Man ist auf einem total in einem Gegeneinander mit seinem Partner. Eigentlich haben wir ja nicht ohne Grund Kinder zusammen bekommen und wir schätzen uns gegeneinander und wollen es ja miteinander machen, also als Team. Und das wieder auszugraben, das sehe ich als meine Aufgabe.

Ich frage mich gerade, wie es den Vätern eigentlich geht. Es heißt ja oft, dass auch die Väter unter dem System leiden, aber bis auf wenige Ausnahmen kommt nicht so richtig viel Initiative von dieser Seite, oder? Was ist deine Meinung dazu?

Das finde ich ist einen super wichtiger Aspekt. Meiner Meinung nach haben auch Väter einen Leidensdruck, aber der ist bei Müttern und Vätern stark zeitversetzt. Mütter haben den Peak, wenn die Kinder sehr klein sind und sie super viel Haus- und Care-Arbeit gleichzeitig übernehmen müssen. Sie haben super viel Mental Load und eine große Überforderung. Für Väter ist der Leidensdruck in der Regel viel später am größten, und zwar, wenn die Erwerbsarbeit wegfällt, also mit dem Eintritt ins Rentenalter. Es gibt zwei Aspekte, die uns glücklich machen: es sind zum einen tiefe emotionale Verbindungen zu anderen Menschen, bei denen Oxytocin ausgeschüttet wird, und zum anderen, wenn wir unser Potential ausschöpfen können und uns entfalten können und unsere Stärken einsetzen können. Wir kommen in ein Flowgefühl und das macht uns glücklich. Diese Potentialauslebung wird Müttern deutlich erschwert, weil diese hauptsächlich Hauss- und Care-Arbeit machen müssen. Man muss sich um Kinder oder ältere Menschen kümmern. Bei Vätern ist häufig der Aspekt der tiefen emotionalen Verbindung der, der eingeschränkt ist. Das Problem ist, dass es ganz häufig überdeckt ist, von der beruflichen Anerkennung. Das ist eine sehr schnelle Befriedigung, da wird Dopamin ausgeschüttet. Man macht immer mehr und bekommt die Anerkennung durch die Erwerbsarbeit. Wenn diese dann wegfällt, dann fällt ein Großteil der Anerkennung weg. Und ganz viele Väter, die in diesem Alter sind, merken dann erst, dass sie sehr wenig von ihren eigenen Kindern hatten. Und das muss man sich mal vorstellen, was das für ein krasser Schmerz sein muss. Und dieser Schmerz kommt mit so viel Zeitverzug und der Großteil des Lebens ist da schon gelaufen. Das ist der Grund, warum ich sage, dass der Großteil der Veränderung zu einer gleichberechtigten Gesellschaft hauptsächlich von den Müttern vorangetrieben werden muss, weil diese auch schon früher den Leidensdruck haben und weil die früher verstehen, dass sich was ändern muss.

Das ist der Grund, warum ich sage, dass der Großteil der Veränderung zu einer gleichberechtigten Gesellschaft hauptsächlich von den Müttern vorangetrieben werden muss, weil diese auch schon früher den Leidensdruck haben und weil die früher verstehen, dass sich was ändern muss.

Und wenn die Väter das begreifen, ist häufig schon sehr viel passiert. Natürlich kann man immer noch ein Verhältnis zu den Kindern aufbauen und es ist nie zu spät, aber um eine wirkliche weitreichende Veränderung voranzutreiben, muss vorher was passieren. Und genau da muss man ansetzen. Das muss man auch verstehen, weil ganz häufig wird es sonst zu einem Gegeneinander zwischen Männern und Frauen kommen. Und man sagt „Die Männer müssen auch mal was machen. Es geht nicht, dass die Männer hier mehr Macht haben.“ Und die Männer haben mehr Macht, gerade finanzielle, das kann man nicht anders sagen. Aber man muss das Große und Ganze sehen: die haben auch einen Leidensdruck. Es ist total schmerzhaft, eine eingeschränkte emotionale Verbindung zu den Kindern, der Partnerin oder allgemein seinen Mitmenschen zu haben. Das schränkt einen so ein in der eigenen Möglichkeit des Glücklichseins. So funktioniert das System. Es ist so eine schwierige Situation, weil der Leidensdruck so zeitversetzt ist. Man schaut häufig nur auf die Situation, in der die Kinder klein sind und da hat dann häufig die Mutter die „Arschkarte“. Sie hat zwar meistens die engere Verbindung zu den Kindern, aber sie hat keine finanzielle Macht und ist in der Regel sogar finanziell abhängig vom Partner.

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Ja das stimmt. Wie du sagst: es sind nicht nur individuelle Wünsche und Vorstellungen, sondern auch das System, was es einem schwerer macht. Du hast ja dein Programm „Be the change“. Worum geht es da?

Ich richte mich mit meinem Programm an Mütter, die ihre Partnerschaft in eine erfüllte und gleichberechtigte Partnerschaft entwickeln wollen. Und zwar ohne Kampf gegen den Partner, sondern im Miteinander. Und das, was in meiner Wahrnehmung am häufigsten die gleichberechtigte Partnerschaft blockiert, ist dieses Gefühl gegeneinander kämpfen zu müssen. Und das Gefühl, kämpfen zu müssen, das ist in meinen Augen die größte Blockade für eine gleichberechtigte Elternschaft. Denn das, was passiert ist, dass der Partner auch in den Widerstand geht. Wenn man sich angegriffen fühlt, geht man in den Widerstand. Um erstmal diese Blockade aufzulösen, geht es in meinem Programm im ersten Teil darum zu verstehen, warum wir so reagieren, wie wir reagieren. Da schauen wir uns individuell an, wie die eigenen Reaktionsmuster sind und was verletzliche Punkte sind, der einen so reagieren lässt. Und jede hat einen individuellen verletzlichen Punkt. Wir gucken uns auch an, wie wir einen Heilungsprozess anstoßen können. Denn das Ziel vom Programm ist es, dass die Mütter wegkommen von den Automatismen und sich selbst ans Steuer setzen, auf dem Weg in eine erfüllte und gleichberechtigte Elternschaft. Und Muster zu verstehen ist dabei sehr wichtig. Man kann wieder eine Verbindung aufbauen und stärken, um auf dieser Verbindung aufzubauen.

Zitat Elou Falkenberg

Gerade bei der Care-Arbeit ist ganz viel unsichtbare Arbeit, was es sehr schwer macht, die Arbeit gerecht aufzuteilen. Am Ende geht es auch darum, das eigene Potential zu entdecken. Ich sage dazu immer „das Feuer entfachen“ und ich finde das passt sehr gut. Ich frage die Frauen, wofür sie brennen und bei welchen Dingen die Zeit verfliegt, was sie glücklich macht und sie in ein Flow Gefühl bringt. Wenn ich selbst wieder merke, was ich tue und Glück darin finde, dann kann das ein Treiber für eine gleichberechtigte Elternschaft sein. Dann achte ich darauf, dass ich mir Zeit und Raum dafür nehme. Und das führt dann auch dazu, dass ich ausgeglichener bin. Das ist ein sehr förderlicher Punkt. Mein Programm beinhaltet sehr viel Persönlichkeitsentwicklung und man soll aus meinem Programm gestärkt herausgehen. Die Teilnehmerinnen und ich sind da in sehr engem Austausch, gerade beim ersten Teil. Und das erfüllt mich auch einfach sehr, zu sehen, was das lostreten kann. Wenn man versteht, warum man so reagiert, wie man reagiert und was eine Konfliktdynamik ausmacht, dann entwickelt man viel mehr Verständnis für einen selbst aber auch für andere. Und dieses Verständnis aber auch die Toleranz für anderes Verhalten von anderen, weil die anderen verletzlichen Punkte haben, ist elementar wichtig für unser Zusammenleben in dieser Welt. Das trägt in meinen Augen dazu bei, dass wir friedvoller miteinander umgehen können. Man leistet da einen Beitrag für die Gesellschaft, nicht nur für sich selbst.

Ich frage mich, wie viel man auf individueller Ebene lösen kann und wo es gesellschaftlichen Wandel bedarf. Wir setzen ja als Psycholog:innen klassischerweise oft eher am individuellen System an.

Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich bekomme oft die kritische Rückfrage „Sind jetzt Mütter auch noch dafür verantwortlich, für eine gleichberechtigte Partnerschaft zu sorgen? Ist das jetzt auch noch die Aufgabe der Mütter?“ Und ich kann diesen Aspekt total verstehen. Man hat schon die ganze andere Load an Arbeit und ich sage immer, dass es nicht die Verantwortung und Aufgabe der Mütter ist. Ich feiere jeden Vater, der losgeht, um in eine gleichberechtigte Elternschaft zu gehen. Und gleichzeitig möchte ich es nicht akzeptieren, dass viele Mütter denken, dass sie warten müssen, bis sich das System ändert. Wenn wir darauf warten, dass die Politik, Institutionen und die Gesellschaft für mehr Gleichberechtigung sorgen, dann kann ich sagen: das wird nicht passieren, das werden wir nicht mehr erleben. Wir sind verantwortlich als Mütter aber gleichzeitig müssen wir nicht akzeptieren, dass es so ist. Wenn ich erwarte, dass mein Partner dafür sorgt, dass wir eine gleichberechtigte Partnerschaft haben, dann wird das wahrscheinlich beim Eintritt ins Rentenalter sein. Aber dann ist es zu spät: die Kinder sind aus dem Haus und vielleicht hat man sich sogar schon getrennt. Aus dieser Ohnmacht möchte ich die Mütter rausholen. Ich will sie in die Selbstwirksamkeit bringen. Ich möchte, dass sie verstehen, wie viel sie selbst in der Hand haben und was sie steuern können, denn das ist häufig mehr, als man im ersten Moment denkt. Diesen Einfluss zu zeigen ist meine Aufgabe und mein Ziel.

Das finde ich sehr nachvollziehbar. Man merkt, dass du da auch selber dein Feuer entfacht hast und dahinter steht. Hast du einen Tipp, was man als Elternteil oder Paar als Erstes machen kann? Wie kann man ins Tun kommen?

Als erstes muss man erkennen, dass man in einer nicht gleichberechtigten Partnerschaft lebt. Das verstehen Mütter meist schneller. Und dann muss man verstehen, dass es an der Gesellschaft liegt. Und dieses Symptom, dass wir noch nicht in einer gleichberechtigten Gesellschaft leben, zeigt sich in der Partnerschaft. Was ich als kleinen Anstoß geben kann, ist es, die unsichtbarem Aufgaben der Care-Arbeit zu benennen und sichtbar zu machen. Denn was nicht sichtbar ist kann auch nicht wertgeschätzt werden. Es wird von uns selbst auch nicht wertgeschätzt und das führt dann dazu, dass wir am Abend denken „Warum bin ich denn so schlapp, ich habe doch gar nichts gemacht.“ Aber gerade auch die emotionale Begleitung der Kinder, wenn Emotionsstürme kommen, dass ist wahnsinnig anstrengend und kräftezehrend. Das sieht man aber am Abend nicht. Es ist nicht eingekauft und es ist kein Essen gekocht und es ist nichts Greifbares. Aber es ist eine so unfassbar wichtige Aufgabe, weil man dazu beiträgt, dass kleine Menschen fähige Erwachsene werden. Das muss man sichtbar machen. Ein Weg ist es, selber darauf zu achten, was einem Energie zieht. Das kann so etwas wie Konfliktbegleitung unter Geschwistern, oder die Emotionsbegleitung, aber auch auf Regeln achten und die Abendroutine einhalten. Ein Indikator, dass etwas Energie zieht, ist der Griff zum Handy. Das schnelle Ablenken und die Suche nach einer Belohnung durch das Bekommen einer Nachricht, beruhigt uns erstmal ein Stück. Schnell in eine andere Welt abtauchen und sich mit etwas anderem beschäftigen. Das kann man bei sich selbst beobachten, um es sich ins Bewusstsein zu holen und es sichtbar zu machen. Und so kann man es dann auch beim Partner sichtbar machen und so um mehr Verständnis werben. Menschen handeln für sich und nicht gegen andere. Wenn wir das begreifen und das verstehen, dann können wir besser ins Miteinander kommen. Wir sollen nicht unseren eigenen Schmerz oder unsere eigenen Verletzungen ignorieren. Es ist wichtig, diese zu sehen und wahrzunehmen. Auch, wenn der Partner bestimmt auch seine Gründe hat, warum er so handelt, habe ich auch das Recht dazu, mich so zu fühlen. Und ich habe auch die Rechtfertigung, verletzt und überfordert zu sein. Das ist auch normal, weil man so überlastet ist mit diesem Haufen an Care- und Hausarbeit. Das ist legitim und man darf sich eingestehen, dass das hart ist.

Ins Tun kommen - ein wichtiges Stichwort. Hier nochmal Elou's Tipps zusammengefasst:
1 - Bewusstwerden der aktuellen Situation
2 - Den Einfluss des Systems auf die individuelle Situation verstehen
3 - Die unsichtbaren Aufgaben der Care-Arbeit benennen und sichtbar machen
4 - Energieraubende Aufgaben identifizieren und kommunizieren
5 - Verletzungen und Schmerz wahrnehmen und annehmen

Elou Falkenberg bietet sowohl 1:1 Coachings als auch Gruppencoachingprogramme und Workshops über ihre Webseite an. Über ihren Instagram-Kanal und ihren Podcast bekommst du viele weitere Infos und Impulse für euren Weg in eine gleichberechtigte Elternschaft. Übrigens: 2020 war ich bereits Gast in ihrem Podcast in dieser Folge zum Thema Eltern-Burnout, hör gerne mal rein!

Und jetzt interessiert mich sehr: An welchem Punkt stehst du oder ihr gerade in eurer Beziehung? Haderst du mit der Aufgabenverteilung in eurer Partnerschaft und weißt du schon, wie du es dir eigentlich wünschst?

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